Marshall Rosenberg über Selbsteinfühlung

Reiz und Reaktion

Wie gelingt es, den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu vergrößern? Diese Frage beantwortet Marshall Rosenberg - der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation - hier an einem Beispiel: Den Raum zwischen Reiz und Reaktion vergrößert man mit Selbsteinfühlung, auch Selbstempathie genannt.

Frage aus dem Publikum an Marshall Rosenberg: Wie macht man das, sich Selbsteinfühlung zu geben? Ein Schmunzeln von Marshall Rosenberg ist die erste Reaktion und lässt erahnen, dass das an mancher Stelle einfach gesagt als getan ist.

Daraufhin berichtet Marshall Rosenberg von einem Seminar und einem sehr einprägsamen Erlebnis:
Im Publikum war eine Teilnehmerin, die sich unbedingt mitteilen wollte. Die Dame war sehr aufgebracht und kommunizierte dementsprechend. Laut - wie ein Wolf. Marshall reagiert anders als erwartet. Marshall fragte behutsam nach, was er wahrnimmt und in ihr sieht. Mit seinen Worten konnte er Empathie spürbar verbalisieren. Auf diese  Art des Miteinanders, reagierte die Dame mit offenen und ehrlichen Antworten.

Was sieht Marshall Rosenberg und vor allem, wie gelingt es ihm, die Dame in ihrer Erregungen zu drosseln? Er sieht das unbefriedigende Bedürfnis aus dem heraus sie so reagiert - wie sie reagiert. Das Bedürfnis, welches gerade spürbar unbefriedigt ist. Mit seinem Zuhören und Antworten schafft Marshall Rosenberg eine Verbindung zur Teilnehmerin. Das ist, um was es in der Gewaltfreien Kommunikation geht - um Verbindung miteinander.

Eine andere Dame steht auf und sagt, dass sie nicht so einfühlsam hätte reagieren können. Bei ihr ist kein Raum zwischen Reiz und Reaktion. Sie sagt, dass es ihr schwer fallen würde und möchte wissen, woher Marshall diese ganze Empathie für sein Gegenüber - welche sehr aufgebracht ist - nimmt. 

Rosenbergs Antwort: Zeit nehmen - bevor du regierst. Das ist so wichtig. Nicht sofort den ersten Schritt in der Kommunikation gehen - sondern bewusst in sich zurückziehen und wahrnehmen was gerade in dir los ist.  Lass dir Zeit! Spüre in dich hinein. Nehme deine Gefühle wahr. Spüre in deine Wolfsshow - mit all seinen Bewertungen, Belehrungen und Abwertungen. Und dann schenke dir Selbsteinfühlung. Nimm das, was ist, an. So wie es gerade ist. Die Wolfsshow gehört ebenso zu uns, wie die Giraffenshow.


Bevor wir einfühlsam zuhören können und unsere Gefühle hinten anstellen - ist es hilfreich in diese vorher hinein zu spüren. So schaffen wir Raum zwischen Reiz und Reaktion.