Türchen 22

Kolbrun Karlsdottir

Das Elefantenbaby

Ich befand mich auf einem GFK Training in den USA und wie es in solchen Trainings üblich ist gibt es kleine Gruppen von vier Personen die sich im Laufe des Tages einmal treffen, um sich gegenseitig Unterstützung zu geben oder auszutauschen.

In meiner Gruppe hat sich gleich am ersten Tag ein Teilnehmer als zertifizierter Trainer vorgestellt und die leitende Rolle übernommen.

Ich war in diesem Moment schon ein wenig überrumpelt, da wir ja bei einem GFK Training waren.

Mir hat in diesem Zusammenhang gefehlt, dass nachgefragt wurde, wie es uns anderen in der Gruppe mit der Rollenaufteilung geht und ob wir unsere Zustimmung geben.

Zudem war er derjenige, der ohne Konsens beschlossen hat das Treffen der Gruppe um 15 Minuten zu verschieben.

Und dann kam er auch noch, an drei Tagen später, als der von ihm beschlossenen Zeit.

Als ich am dritten Tag morgens aufwachte, war mir klar geworden, dass dies für mich ein Trigger ist, den ich ansprechen muss.

Ich kenne mein Verhaltensmuster, „zu Schweigen“ gut und bezeichne es gern als Elefantenbaby…. In meinem Leben gab es schon etliche Elefantenbabys.

Sie machen einen harmlosen, manchmal sogar einen recht niedlichen Eindruck, so lang sie noch “neu” sind.

Elefantenbabys haben aber die Tendenz, durch “gute Betreuung bei mir Zuhause”, superschnell zu großen Geschöpfen zu gedeihen, die dann nicht mehr so gut durch die Haustüren passen, um sie los zu werden.

Niemand scheint sie zu sehen, obwohl sie sehr spürbar im Raum sind.

Mir ist schnell klar geworden, dass die nicht Beachtung dieses Triggers, sehr leicht zu einem, in rasender schnelle heranwachsenden, Elefanten werden könnte.

Als wir also am dritten Tag, ein wenig später als zur vereinbarten Zeit, in der Sonne in Kalifornien zusammensaßen und meine Zeit um mich Auszudrücken gekommen war, beschlossen ich auszulüften.

Gleichzeitig wollte ich die Verbindung erhalten, die ich so schätze.

Zuerst habe ich beschrieben wie wertvoll die Gruppe für mich ist und wie viel Sicherheit und Verbindung sie mir gibt.

Ich habe sie mit einer Decke verglichen, in die ich mich auf meiner Couch einwickeln kann um entspannt die Verbindung zu genießen.

Dann habe ich von den Elefanten in meinem Leben erzählt.

Diese niedlichen kleinen Dinger, die ich so gut nähren kann und die mir plötzlich, ohne dass ich es merke, die ganze Luft zum Atmen nehmen.

Darauf folgte die Beobachtung vom ersten Tag, als der Trainer sich zeigte und ich irgendwie, ohne nachzufragen, zuließ, dass er die Leitung übernahm.

Ich habe sehr klar betont, dass ich dies einzig und alleine gesagt habe, um ein Bewusstsein, für mein Erleben von dieser Situation, zu wecken.

Dann gab es eine längere Pause….

Die Anderen Gruppenmitglieder fragten mich ob ich eine Bitte habe.

Ich musste in mich spüren ob da noch etwas lauerte und mir wurde bewusst wie wichtig es für mich ist, dass meine Gruppenteilnehmer sehen, wie wertvoll und wichtig die Zeit mit der Gruppe für mich ist und dies in ihren Herzen und ihrem Bewusstsein tragen.

Mir ist auch sehr wichtig, dass ich die Freiheit habe für mich zu wählen und das andere ebenfalls diese Freiheit haben.

Ich freue mich, wenn es ihnen Freude bereite mich in diesen Bedürfnissen zu unterstützen und es gibt aber auf meiner Seite eine große Klarheit darüber, dass dies Ihre freie Wahl ist.

Um eine lange Geschichte nicht unendlich zu ziehen, haben sich alle Gruppenmitglieder bereit erklärt, aus ihrer freien Wahl heraus, sich an die vereinbarte Zeit zu halten und unser Trainer war so beeindruckt von der Giraffen-Bitte, dass er unbedingt ein Interview in seiner Radiosendung veröffentlichen wollte um diese Erfahrung zu teilen.

Wie einfach und bezaubernd es sein kann mit offenem Herzen und mit Vorsicht geordneten Wörtern zu sprechen. Die Erfahrung die wir alle mitnehmen sind tanzende Herzen und tiefe Verbindung.

Hier findet Ihr den Text als Audiofile, 
eingesprochen von Johannes Flachmeyer

http://www.caecilie-boehmig.de/



Kolbrun Karlsdottir


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Sprecher

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Übersetzung