Nervensystem und Trauma


Nervensystem und Trauma

Verbindung von Gewaltfreier Kommunikation und dem Autonomen Nervensystem
Das autonome Nervensystem spielt eine zentrale Rolle in unserem Leben und beeinflusst unbewusst viele Prozesse wie Atmung, Herzschlag und Verdauung. Doch seine Bedeutung reicht weit über die reine Physiologie hinaus und hat tiefe Verbindungen zur Gewaltfreien Kommunikation (GFK), insbesondere im Kontext von Trauma und zwischenmenschlicher Interaktion. Daher ist ein bewusster regulierung unseres Nervensystems eine wichtige Fähigkeit, wenn wir im Privaten, oder auch im Beruf, empathisch und traumasensible agieren können wollen.

Die Doppelfunktion des Autonomen Nervensystems
Unser autonomes Nervensystem hat zwei Hauptaufgaben: Es ermöglicht uns, in soziale Interaktion zu treten, und schützt uns vor Gefahren. Diese Aufgaben werden durch blitzschnelle Entscheidungen erfüllt, die oft ohne unser bewusstes Zutun getroffen werden. Das Nervensystem scannt kontinuierlich die Umgebung und entscheidet, ob eine Situation sicher oder potenziell gefährlich ist. Dies geschieht in Sekundenbruchteilen, indem aktuelle Sinneseindrücke mit vergangenen Erfahrungen abgeglichen werden. 

Menschen, die Trauma erlebt haben, reagieren oft auf scheinbar neutrale oder sichere Situationen mit intensiver Unsicherheit oder Angst. Diese Reaktionen sind nicht bewusst gesteuert, sondern durch das Nervensystem vorgegeben, das aufgrund vergangener traumatischer Erlebnisse übermäßig sensibel auf bestimmte Reize reagiert. Ein klassisches Beispiel ist die Reaktion von Kriegsveteranen auf Silvesterknaller, die sie an Kriegsszenen erinnern. Eine gesteigerte Resilienz kann hier helfen, diese Reize bewusst als unbewusst regulierter wahrzunehmen.

Verbindung zur Gewaltfreien Kommunikation 

Die Gewaltfreie Kommunikation bietet einen Rahmen, um diese tief verankerten Reaktionsmuster zu erkennen und zu verstehen. In Beziehungen, besonders in nahen und intimen Verbindungen, kann es vorkommen, dass Menschen auf eine Weise reagieren, die sie selbst überraschen oder schockieren, oft trotz des bewussten Wunsches, anders zu handeln. Solche Reaktionen lassen sich oft durch das Nervensystem erklären, das in bestimmten Momenten stark aktiviert wird und die Fähigkeit zur Empathie und zum authentischen Selbstausdruck beeinträchtigt.

Die Rolle der Selbstregulation
Ein Schlüssel zum besseren Umgang mit diesen Situationen liegt in der Selbstregulation des Nervensystems. Wenn das Nervensystem zu stark aktiviert ist, sei es durch Angst oder Stress (der "rote Bereich"), oder in einen Zustand der Ohnmacht und Erstarrung übergeht (der "blaue Bereich"), ist es kaum möglich, empathisch zu sein oder gewaltfreie Kommunikation effektiv anzuwenden. In solchen Momenten ist es wichtig, sich selbst oder mithilfe anderer zu regulieren, bevor man weiter interagiert.
Das autonome Nervensystem ist direkt mit unserem Körper verbunden, und daher funktionieren körperliche Übungen besonders gut, um es zu beruhigen. Ein einfaches System zur Selbstregulation ist das „ABS-System“ (Atem, Bewegung, Stimme), das sich leicht in den Alltag integrieren lässt. Zum Beispiel kann es hilfreich sein, bewusst tief zu atmen, den Boden unter den Füßen zu spüren oder die Stimme gezielt einzusetzen, um das Nervensystem zu stabilisieren. Diese Techniken sind diskret anwendbar und können besonders in stressigen Situationen schnell Erleichterung bringen.

Ko-Regulation und die Bedeutung von Gemeinschaft
Unser Nervensystem reagiert nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf die Nervensysteme anderer Menschen. Dies zeigt sich besonders in sozialen Gruppen, wo beispielsweise eine Person, die Anzeichen von Gefahr zeigt, die Aufmerksamkeit der ganzen Gruppe auf sich zieht. Diese kollektive Reaktion kann sowohl positiv als auch negativ wirken, je nachdem, wie gut das eigene Nervensystem reguliert ist. Gerade in der Arbeit mit Kindern oder in sozialen Berufen ist es daher entscheidend, auf die eigene Regulation zu achten, um anderen effektiv helfen zu können.

Der Zusammenhang zwischen innerem Zustand und Wahrnehmung
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erkenntnis, dass der Zustand unseres Nervensystems unsere Wahrnehmung und Interpretation der Realität stark beeinflusst. In der GFK sprechen wir oft davon, „Geschichten“ zu erzählen, die in unserem Kopf entstehen. Diese Geschichten werden maßgeblich von unserem inneren Zustand geprägt, was in der Traumatherapie als „state creates story“ beschrieben wird. Das bedeutet, dass unser aktueller emotionaler und physischer Zustand bestimmt, wie wir die Welt um uns herum sehen und wie wir auf sie reagieren.

Fazit
Das Zusammenspiel von autonomem Nervensystem und Gewaltfreier Kommunikation eröffnet neue Perspektiven für den Umgang mit Trauma und zwischenmenschlichen Beziehungen. Durch das Verständnis und die Anwendung von Selbstregulationstechniken können wir nicht nur unsere eigenen Reaktionen besser steuern, sondern auch tiefere und authentischere Verbindungen zu anderen Menschen aufbauen. Wer sich intensiver mit diesen Themen auseinandersetzen möchte, findet in speziellen Ausbildungen und Seminaren eine Möglichkeit, dieses Wissen praxisnah zu vertiefen und in den Alltag zu integrieren.

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