Schritt 4: Die Bitte

Bitten in der GFK

Die Bitte ist der abschließende Part dieses Kommunikationsmodells, mit dem Ausblick auf das, was sich der Sprechende wünscht. So leicht das jetzt klingen mag – so schwer kann die Umsetzung sein. Die Bitte im Kontext der Gewaltfreien Kommunikation baut darauf auf, dass der Sprechende im Vorfeld sein Bedürfnis und sein damit verbundenes Gefühl geäußert hat. Das bedeutet, dass im Gespräch Klarheit darüber besteht, um was es geht, und wie es dem, der die Bitte äußert, wirklich geht. Ist das alles bewusst und sichtbar, spürt der andere, dass sein Gegenüber authentisch ist und dann kann die Bitte auch als solche gehört werden. Äußern wir eine Bitte, die auf einem wirklichen Bedürfnis aufbaut, dann steigt beim Empfänger die Bereitschaft diese Bitte zu erfüllen.

Beispiel: Kim und Max sind zum Abendessen verabredet. Kim freut sich sehr auf diesen Abend und steckt viel Zeit in die Vorbereitung. Max freut sich ebenso und ist schon sehr gespannt auf die gemeinsame Zeit. Je näher der Abend rückt, umso mehr steigt die Aufregung. Leider hat Max’ Chefin genau zwei Stunden vor Feierabend noch einen Auftrag bekommen. Damit steht fest, dass Max es nicht pünktlich zum vereinbarten Treffen schafft. Nun könnte er: 1. 1. Kim anrufen und absagen. Eine Entschuldigung an schließen und hoffen, dass sich eine neue Möglichkeit ergibt. (herkömmlicher Weg) oder 2. Kim rechtzeitig anrufen, die Ist-Situation schildern und eine klare Bitte äußern. (GFK-Weg) Der GFK-Weg könnte lauten: „Hallo Kim, hier ist Max. Ich sitze noch auf der Arbeit und werde es leider nicht zu unserem Treffen schaffen, das macht mich sehr traurig 26 Kapitel 5 (Gefühl), weil ich dich sehr gerne sehen würde (Bedürfnis: Austausch, Nähe, Kommunikation). Morgen habe ich frei und deshalb frage ich dich, ob wir unser Treffen auf morgen 8 Uhr verschieben können?“

Je klarer Max in dieser Situation schildert, was in ihm lebendig ist und welches Bedürfnis unerfüllt bleibt, umso mehr wächst die Chance, dass Kim die Bitte hört. Die Bitte fühlt sich für das Gegenüber nicht als solche an, wenn im Vorfeld nicht sichtbar wird, um was es dem anderen wirklich geht. Ist das Bedürfnis klar, dann hat die Bitte einen Sinn für den Hörenden. Dieser kann dann nachvollziehen und nachempfinden, worum es wirklich geht. Die Bereitschaft, die Bitte zu erfüllen, steigt damit.