Empathisches Zuhören

In Konfliktsituationen reden wir oft aneinander vorbei

und verstehen nicht, was die andere Person uns eigentlich sagen möchte. Das empathische Zuhören kann uns dabei unterstützen, schneller darauf zu kommen, wo der Kern des Konfliktes liegt. Dadurch können Konflikte friedlicher ablaufen. Das hat den Effekt, dass wir mehr Energie zur Verfügung haben, die wir sonst im Streit verloren hätten. Zusätzlich kann das “Empathische Zuhören” die Sympathie und Verbindung zwischen Ihnen und Ihrem Gegenüber vergrößern. Wenn Ihr Gegenüber den Eindruck hat verstanden worden zu sein, ist er auch eher bereit, Ihr Anliegen zu verstehen.

Das 4-Ohren-Modell

Wie reagieren Sie, wenn Sie hören: „Du schaust die ganze Zeit auf dein Handy!“? Kontern Sie? Denken Sie, etwas falsch gemacht zu haben? Oder fragen Sie sich, was dahinter steckt? In der GFK gibt es das sogenannte 4-Ohren-Modell, das zusätzlich zu den ersten beiden Reaktionsmöglichkeiten, die Sie wahrscheinlich kennen, zwei weitere aufzeigt. Die Gedanken, die in uns aufkommen, wenn wir auf einen solchen Satz reagieren, sprechen wir nicht immer laut aus. Trotzdem haben diese Gedanken Auswirkungen auf den Umgang miteinander. Wir möchten die Reaktionsmöglichkeiten an dem obigen Beispiel erklären:

1.) Schuldohren außen

Die vielleicht üblichste Art zu reagieren ist es, die Schuld bei der anderen Person zu suchen: „Du hängst doch selber die ganze Zeit davor!“ Die nach außen gerichteten Schuld-Ohren erkennen wir daran, dass wir davon überzeugt sind, dass der andere etwas falsch gemacht hat, und wir selbst im Recht sind. Diese Ohren rufen oft Wut und Schuldvorwürfe hervor.

2.) Schuldohren innen

Auch sehr bekannt ist die Reaktion mit einem Schuldeingeständnis: „Ja, du hast recht, sorry.“ Zu den Schuld-Ohren nach innen gehört jede Abstufung, von einer kleinen Entschuldigung bis hin zu großen Selbstvorwürfen („Jetzt habe ich schon wieder etwas falsch gemacht. Ich bin zu nichts zu gebrauchen!“). Diese Ohren können zu Scham und depressiven Gedanken führen.  Die Schuldohren führen zu einer Distanz zwischen uns und unserem Gegenüber.

 3.) Verständnisohren innen

Die GFK zeigt uns ohne Schuldvorwürfe an uns selbst oder andere zu reagieren. Die erste Möglichkeit besteht darin zu schauen, wie es uns selbst in einer solchen Situation geht: Was löst der gehörte Satz in mir aus, welches Gefühl taucht bei mir auf? Welches Bedürfnis steckt dahinter? „Ich bin genervt. Ich möchte meine Ruhe haben und selbst entscheiden, wie viel ich auf mein Handy sehe. Vielleicht geht es mir um Entspannung und Autonomie?“ Wir können dies als aufrichtigen Selbstausdruck für unser Gegen- über verbalisieren oder einfach für uns behalten – je nachdem, was uns gerade passend erscheint.

4.) Verständnisohren außen

Bei den nach außen gerichteten Verständnis-Ohren geht es darum, zu verstehen, was hinter den Worten unseres Gegenübers steckt, also Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen: „Bist du frustriert, weil dir wichtig ist, dass ich aufmerksam zuhöre? Geht es dir dabei um Respekt und darum gesehen zu werden?”  Die Verständnisohren führen eher zu Verbindung und gegenseitigem Verstehen.

 

Ein Gedicht dazu:

In dia

Kimm Leih ma Deine Augn

i mog amoi duachschaugn

und hean wui i mid deine Ohrn und gspürn mächt i wia as Bluad duch deine Adern sausd und nacha wui i ganz staad sei und hean nach da Stimm in dia.

(Frei nach Bernhard Setzwein)

In dir

Komm Leih´ mir deine Augen

Ich möchte einmal durchschauen

Und hören möchte ich mit deinen Ohren und spüren möchte ich wie das Blut durch deine Adern saust und dann will ich ganz still sein und hören auf die Stimme in dir.