Im Alltag gewaltfrei kommunizieren
Gut möglich, dass Ihnen gerade Folgendes durch den Kopf geht: “Das ist ja alles schön und gut. Klingt an sich schlüssig. Aber das schaff ich ja nie. Ich kann das niemals im Alltag umsetzen”. Nun ein paar Ideen und Anregungen für Ihren Alltag.
Wie Sie die Frustration in Grenzen halten:
Die meisten von uns sind nicht mit der GFK aufgewachsen. Es ist also eine neue Sprache für uns, die wir nach und nach erlernen. Am Anfang klingen wir oft noch ein wenig holprig dabei, was frustrierend werden kann. Hier sind einige Vorschläge, um möglichst schnell und unkompliziert zu einer gewissen GFK-Routine zu kommen:
1. Suchen Sie sich einen „Empathie-Partner“.
Das ist jemand, der mit Ihnen zusammen übt gewaltfrei zu sprechen. Das kann jemand aus dem Freundeskreis sein, jemand den Sie in einem GFK-Seminar oder auch im Internet kennengelernt haben (GFK-Webinar, Online-GFK-Übungsgruppe, GFK-Gruppen in Social Media-Plattformen). Auch GFK-Tage und GFK-Übungsgruppen sind gut geeignet, um “Empathie-Partner” zu finden. Viele dieser Angebote kosten wenig oder nichts. Die Details können Sie ganz flexibel abstimmen, wie es Ihnen passt: Wie oft Sie gemeinsam üben, wie lange, ob Sie sich persönlich treffen, telefonieren oder sich übers Internet mit Skype oder Zoom (Plattform mit Präsentationsmöglichkeiten) austauschen. Wir empfehlen feste Termine zu vereinbaren, denn das macht es ihnen einfacher, am Ball zu bleiben. Sie müssen sich dann nicht jedes Mal über die Terminfindung Gedanken machen. Der “Empathie-Partner” ist aus mehreren Gründen hilfreich: Es kann sehr motivierend sein jemanden zu haben, der auf einem ähnlichen Weg ist wie Sie. Sie können mit ihm gemeinsam GFK üben, ohne dass er ungeduldig wird, wenn Sie etwas länger brauchen um das richtige Wort zu finden. Sie können auch vereinbaren gegenseitig für „Kommunikations-Notfälle“ zur Verfügung zu stehen. Dann unterstüt zen sie sich zum Beispiel bei Frustration oder wenn Sie schnell wissen wollen, wie Sie in einer heiklen Situation am besten formulieren.
2. Die oben angegebenen Möglichkeiten können Sie auch allein nutzen, um die GFK zu üben.
Auch regelmäßige E-Mail-Kurse oder die in diesem Buch enthaltenen Übungen eignen sich, wenn Sie das Thema vertiefen wollen. Wenn Sie es unangenehm finden sollten, mit jemand anderem zu kommunizieren, weil Sie noch unsicher sind in den Formulierungen, kann sich die Selbstempathie anbieten. Der Vorteil ist, dass es hier auch reicht in sich zu spüren und Sie das Gefühl oder das Bedürfnis nicht benennen müssen. Sie können sich zu Übungszwecken aber auch eine Gefühls- und eine Bedürfnisliste ansehen. Es ist aber nicht wichtig “perfekt gewaltfrei” zu sprechen, um empathisch zu sein. Manchen hilft es zum Beispiel ebenso, dass Sie verständnisvoll zuhören und das gelegentlich mit „Brummlauten“ dem anderen zeigen. Auch müssen nicht immer ein Gefühl und ein Bedürfnis genannt werden. Eines von beiden kann schon ausreichen. Entscheidend ist, dass Sie Ihren inneren Fokus auf die Gefühle und Bedürfnisse des Sprechenden legen. Manchmal kann die gewohnte Sprache als ein erster Schritt hilfreich sein. Bei Menschen, die selbst nur wenig mit Ihren Gefühlen und Bedürfnissen in Kontakt sind, kann das Aussprechen der Bewertungen der Person sogar viel mehr für Erleichterung, Gehörtwerden und Verständnis sorgen. Wichtig bleibt es, sich und dem anderen bewusst zu machen, dass es sich um eine Bewertung handelt, und es als solche zu benennen. Beispiel: „Du hast den Eindruck, ausgeschlossen zu werden? Macht dich das traurig?“